Keine Leiche ohne Lily

Eine Kriminalkomödie von Jack Popplewell.

Kriminalistisches Verwirrspiel

“Keine Leiche ohne Lily” und keine Theaterpremiere ohne ausverkauftes Haus – dieser Satz gilt zumindest für das neueste Stück des Farger Amateurtheaters. Was die Schauspieler den Zuschauern an diesem Abend boten, war außerordentlich unterhaltsam und wurde trotz Premierenfieber sauber von der Bühne gespielt.

Die Story ist schnell erzählt. Die Kriminalkomödie von Jack Popplewell spielt in dem Sekretariat des reichlich unbeliebten Chefs Richard Marshall (Volker Müßig), dessen “Putze” Mrs. Lily Piper (Elke Klarholz) in bester Ms.-Marple-Manier Leichen vorfindet und wieder verschwinden sieht. In ihrem Jugendfreund und Chefinspektor Baxter (Günter Thamm) glaubt sie einen Verbündeten zu finden, der ihr bei der Auflösung des überaus mysteriösen Falles behilflich sein könnte. Doch der hat seine ganz eigene Logik und Methodik und so entwickelt sich eine überaus amüsante Geschichte um Mord und Moral.

Für die Moral, oder besser, Unmoral stehen Claire Marshall (Angelika Wüstefeld), Marian Selby, des Chefs Sekretärin (Karin Pörtner), Robert Westerby, des Chefs rechte Hand (Kay Bienzeisler) und die arg unterbeschäftigte Victoria Reynolds, flotter Bürokäfer im Hause von Richard Marshall (Norma Müßig).

Leichen, die keine sind oder später zu welchen werden, Fragen, die noch mehr Fragen aufwerfen, Antworten, die eigentlich keiner mehr hören will, aber alle erwarten und viele andere Ungereimtheiten machen das Stück zu einem Verwirrspiel, an dem vor allem eine Person tatkräftig beteiligt ist – Lily Piper, alias Elke Klarholz. Was die in anderen Stücken so oft als Ehefrau auftretende Elke Klarholz in dieser Rolle so alles verzapft, reißt die Zuschauer oftmals zu wahren Lachstürmen hin. Vor allem im Zusammenspiel mit Günter Thamm, der einen ziemlich granteligen und reichlich genervten Kriminalinspektor mimt, gewinnt das Stück an Klasse und Humor. Auch der etwas trottelige und eher an der hübschen Büromieze Victoria Reynolds (Norma Müßig) interessierte Polizist Goddard (Ulrich Kehlenbeck) gibt dem Stück durch seine unauffällige, dennoch sehr reizvolle Rolle zusätzlichen Geschmack.

Zu erwähnen sind auch die sichtlich zurückhaltende, dennoch rege am Klatsch beteiligte Chefsekretärin Marian Selby (Karin Pörtner) – für sie war es der erste Auftritt beim Farger Amateurtheater überhaupt – und Robert Westerby (Kay Bienzeisler), die beide durchaus Schattenseiten haben. Beide erledigten ihre Rollen mit ebensolcher Souveränität wie Volker Müßig in der Rolle der ersten “Leiche”.

Viel Lob gab es nach der gelungenen Premiere für die geschmackvollen und aufwendigen Bühnenaufbauten, für die wieder einmal Volker Müßig und Norma Müßig verantwortlich zeichneten. Kaum etwas zu tun hatte Souffleuse Claudia Meyer, denn das Ensemble zeigte sich bestens vorbereitet und auch die nagelneue Licht- und Tontechnik hatte Andreas Meyer fest im Griff. Viel Zustimmung fanden auch die treppenartig angelegten Zuschauerreihen, denn viele Zuschauer hatten doch bei vorangegangenen Premieren das Problem, jeweils am Vordermann vorbeischielen zu müssen.

Der Sekt und Orangensaft in der Pause half nicht nur trockenen Kehlen, er war auch Stimulanz für so manchen kriminalistischen Sherlock Holmes unter den Zuschauern, die sich gegenseitig in der Einschätzung der tatsächlichen Vorgänge und in der Suche nach dem möglichen Täter übertrafen. Fazit: Eine Kriminalkomödie, wie sie spannender und unterhaltsamer kaum sein kann, wenn sie so liebevoll auf der Bühne zelebriert wird und eine Elke Klarholz in Hochform. So gab es am Ende viel Beifall für eine tolle Aufführung.

BesetzungRolle
Volker MüßigRichard Marshall
Elke KlarholzMrs. Lily Piper
Günter ThammChefinspektor Baxter
Angelika WüstefeldClaire Marshall
Karin PörtnerMarian Selby
Kay BienzeislerRobert Westerby
Norma MüßigVictoria Reynolds
RegieGünter Thamm und Elke Klarholz
SouffleuseClaudia Meyer
BühnenbildVolker Müßig und Norma Müßig
TechnikAndreas Meyer