Immer Ärger mit den Alten
Eine Komödie von Michael Brett.
Fröhlich alle Pläne durchkreuzt
Wenn ein einfacher Reporter des „Evening Express“ die Flitterwochen mit seiner vor knapp vier Stunden angetrauten Eheliebsten in Paris oder Venedig zu verbringen gedächte, ginge das in Ordnung. Wenn er aber für den Honeymoon gleich die Prominentensuite eines Royal Park Hotel anmietet und seine Zeitung großzügig auch noch die Kosten übernimmt, dann – da kann man sicher sein – ist irgendwo der Wurm drin, und Ärger und Turbulenzen sind vorprogrammiert. „Immer Ärger mit den Alten“ gibt es denn auch in Michael Bretts gleichnamiger Boulevardkomödie, die das Farger Amateurtheater am Donnerstagabend mit großem Erfolg im Saal der ev.-ref. Kirchengemeinde Farge aufführte.
Das vermeintliche „Liebesnest“ verwandelt sich im Handumdrehen in eine Redaktionsaussenstelle mit Sekretärin, Pressefotografin und aufgeregtem Chefredakteur, der seinen Reporter nun die Suppe auslöffeln läßt, die er sich mit einer rührseligen Geschichte über ein steinaltes „Seit 80 Jahren glücklich verheiratetes Paar“ selbst eingebrockt hatte. Nun sollen die Leutchen exklusiv und auflagensteigernd „ausgeschlachtet“ werden, denn die Storys über „mißhandelte Tiere, Babys und alte Leute“ kommen bei den Lesern „immer an“. Die Prominentensuite wurde vor allem für sie gemietet, und da sind die auch schon in Begleitung einer Krankenschwester.
Gedacht nur als Bauern eines journalistischen Schachspiels, entpuppen sie sich in Wirklichkeit als „König und Dame“, und als schwarzer König und schwarze Dame noch dazu, die gleichsam als eigensinnig-grantelnde Einzelkämpfer die Gegenpartei spielend mattsetzen.
Mit der vorbildlichen Ehe ist es nichts: „Wir leben zusammen und haben nichts anderes zu tun als am Kamin zu sitzen und uns anzuglotzen. Ich kann ihn nicht mehr ertragen. Aber das kann ich schon die letzten 40 Jahre nicht mehr“, verkündet Sarah Mellowes. Ihr vergeßlicher, schwerhöriger und ständig einnickender Henry, der es nicht nur im Kreuz hat, sondern auch faustdick hinter den Ohren, kann „seine Alte“ auch nicht sonderlich leiden. Während nun ihre Sympathien füreinander erst im Verlauf der Handlung wieder wachsen – miteinander gesprochen hatten sie zuvor schon seit 6 Monaten nciht mehr, den Grund dafür freilich auch bereits wieder vergessen -, gewinnen sie die Herzen der Zuschauer im Nu.
Dafür müssen die anfangs so selbstbewußt-überheblichen Journalisten Blut und Wasser schwitzen: Die geplante Erfolgsgeschichte ist „gestorben“, und wenn jetzt auch noch die Konkurrenz von diesem Reinfall erfährt, ist alles aus. Dabei ist der Reporter von BBC, der zu einem Interview vorgelassen wurde, aber resigniert wieder abzieht, weil sich die beiden Alten schon über die Zahl ihrer Enkelkinder nicht einigen können, noch die geringste Gefahr. Aber am Schluß der durch eine falsche Zeitungsstory in Gang gesetzten Verwicklungen heißt es natürlich: „‚Ente‘ gut – alles gut.“ Die Alten vertragen sich wieder, und ganz nebenbei wird noch der Empfangschef des Hotels durch Zufall als Betrüger entlarvt.
Besonders herzlichen Beifall gab es anschließend für die wie von Loriot erfundenen alten Mellowes alias Klaus und Bärbel Eckhardt, die auch im Leben miteinander verbunden sind, und die ihre Rollen mit Spielfreude, Witz, viel Sinn für die Situationskomik und beeindruckender Körpersprache ausfüllten. Alte Hasen standen neben Bühnenneulingen, von denen aber manche, wie Angelika Kuhn-Stegmann als Pressefotografin, durch Sicherheit und Unbekümmertheit auffielen. Daß zuweilen bei anderen noch kleine Unsicherheiten zu spüren waren, kann sich rasch ändern. Eine Straffung der Nebenhandlungen hätte dem Schwung der Handlung gut getan.
Besetzung | Rolle |
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Günther Thamm | Chefredakteur |
G. Rohde | Reporter |
P. Nührich | Sekretärin |
Klaus Eckhardt | Henry Mellowes |
Bärbel Eckhardt | Sarah Mellowes |
Angelika Kuhn-Stegmann | Pressefotografin |