Hexenschuss
Eine Komödie von John Graham.
TV-Heiliger mit Hexenschuss
Farger Theater im Dorfgemeinschaftshaus Platjenwerbe: Szenenapplaus für Seitensprung-Komödie
Scheinheilige gibt es in unserer Gesellschaft genug; Menschen, die sich den Anschein eines sittlich einwandfreien Lebens geben, im Schatten des moralischen Heiligenscheins aber ihre kleinen und großen Sünden begehen. Und wenn das Universum zurückschlägt, beginnt das Chaos aus einem panischen Gemenge von Vertuschungen, Verdrehungen, Lügen und Finten.
Und genau das sind die Zutaten für eine spritzige Komödie, die das Farger Theater am Sonnabend auf die Bühne des Dorfgemeinschaftshauses brachte. „Hexenschuss“ heißt das Lustspiel von John Graham, einem bühnenerfahrenen englischen Boulevard-Autor, das Günter Thamm aktionsreich in Szene gesetzt hat.
Da ist der Fernsehprediger Peter Raven (Peter Räupert), der in seinem “TV-Kummerkasten” für alle Fälle Lebenshilfe feilbietet. Der edle Moralprediger bildet das “öffentliche Gewissen” der Nation. Doch insgeheim verbringt er in “lustvoller Ungezwungenheit” so manches Schäferstündchen mit Sally Hills, der attraktiven Gattin eines Flugkapitäns. Bei einem der Dates trifft ihn aus heiterem Himmel ein Hexenschuss, und der TV-Heilige verkümmert zur jämmerlichen Gestalt. Er sitzt eingeklemmt in einer kleinen Badewanne und kann sich nicht mehr bewegen. Sein sorgsam gepflegtes Image als Saubermann steht auf dem Spiel, wenn seine geheime Liebschaft herauskommen sollte.
Zu allem Unglück kommt Sallys Ehemann (Markus Thamm) nach Hause, sein Transatlantikflug fiel überraschend aus, weil in Heathrow das Bodenpersonal streikte. Nun muss die nicht ganz brave Hausfrau ihren angeschlagenen Lover vor ihrem Ehemann, einem blinden Klavierstimmer und allen möglichen Leuten, die plötzlich ins Haus stürmen, verstecken. Um Sally beginnt sich ein Lügenkarussell zu drehen, das mit zunehmender Spieldauer immer schneller rotiert.
Michaela Preibisch spielt diese Rolle überzeugend, aktionsstark und mit abwechslungsreichem Minenspiel. Salbadernd kommentiert der aufmerksam teilnehmende Klavierstimmer von seinem Hocker aus, kauend und lauschend, die bewegte Szene. Dabei versteht er manches falsch, deutet es um, und versieht seine krause Vorstellung mit moralinsauren Plattitüden und nichtssagenden Gemeinplätzen. Diesen Mr. Phips stattet Uli Kehlenbeck mit einer umwerfenden Larmoyant aus.
Es geht hoch her in der kleinen Wohnung, Tür auf, Tür zu. Am Ende herrscht ein solches Auftrittschaos, dass der Zuschauer die Orientierung verliert und dennoch begeistert Szenenapplaus verteilt.
Dieser komödiantische Bandscheibenvorfall ist zwar leichte Unterhaltungskost, bot aber dem begeisterten Publikum einen unterhaltsamen Ersatz für manches seichte TV-Programm.
Besetzung | |
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Michaela Preibisch | Sally |
Markus Thamm | Sallys Ehemann |
Mr. Phips | Uli Kehlenbeck |
Maike Korff | Dr. McKenzie |
Anette Muss | Jocelyn Standing |
Uwe Räupert | Peter Raven |
Christiane Stubel | Annabell |
Regie | Günter Thamm |