Ein gemütliches Wochenende

Eine Komödie von Jean Stuart.

Ein heiteres Wochenende

Man muss das Farger Theater schon sehr gut kennen, um zu wissen, zu welcher Höchstform die Mitglieder des Ensembles bei der Premiere des Stückes “Ein gemütliches Wochenende” am vergangenen Freitag, dem Tag der deutschen Einheit, aufgelaufen sind. Tatsächlich lieferte das Thamm-Team den erneuten Beweis, dass Laien-Theater keineswegs laienhaft gespielt werden muss. Im Gegenteil.
Wieder einmal hatte sich die Schauspieltruppe eine Kriminalkomödie ausgesucht, und das Stück, geschrieben von dem französischen Autor Jean Stuart, bot alle Chancen, um die komödiantischen Talente der Mimen ausleben zu lassen. Und das taten sie denn auch gleich zur Premiere, zur Freude des Publikums, das es ihnen mit enthusiastischem Beifall dankte.
Doch worum geht es eigentlich? Der Schriftsteller Raymond Villardier – gespielt von Günter Thamm – will mit seiner Geliebten ein gemütliches Wochenende in seinem Landhaus unweit von Paris verbringen.
Als es ihm schon gelungen ist, das Dienstmädchen Suzanne loszuwerden, überrascht ihn sein Freund Emile, ein Bankier, der mit seiner Freundin Vicky das Wochenende gemeinsam mit Raymond verleben will.
Damit die Freude so richtig groß ist, bringt er auch gleich Raymonds Ehefrau Noelle und deren Mutter Simone mit. Nachdem er allen klar gemacht hatte, dass es ihm an diesem Wochenende nicht so gut ginge und er trotzdem in Ruhe arbeiten wolle und sie mithin gar nicht gebrauchen könne, da tauchen auch noch zwei Bankräuber auf, um sich vor der Polizei zu verstecken.
Dass Erzmime Günter Thamm sowie Per Krutke die Chancen, die ihre Hauptrollen bieten, voll ausspielen, versteht sich. Die anderen standen den beiden jedoch nicht nach.
Karin Pörtner, angetraute, jedoch betrogene Ehefrau Raymonds, versteht es nicht nur, geschickt die Fäden zu ziehen, um ihren Mann wieder mal bei sich zu haben, sondern mal laut, mal leise, zumeist aber schrill und enrgisch ihren Standpunkt und ihren Willen.
Die inzwischen TV-erfahrene Daniela Barczak zeigt als Dienstmädchen Suzanne mit viel, keineswegs übertriebener Gestik und Mimik, wie man sich aus schwierigen Situationen herauswinden kann, und Elke Klarholz hat als Freundin von Raymond in diesem Stück erneut Gelegenheit, ihre Erotik und ihre Schlagfertigkeit auszuspielen, wobei auch sie bewusst überspitzt, um das Komödiantische des Stücks, das man schließlich durchaus auch ernst nehmen könnte, deutlich zu machen.
Auch Helene Horstmann, Neuling im Farger Theater und im Stück Mutter von Noelle, verstand es bei der Premiere, ihrer Rolle als typische Schwiegermutter Gestalt zu verleihen. Wenn es die Situation zuliess, zeigte sie das in ihr schlummernde komödiantische Talent, etwa als sie dem Polizeiinspektor Dambier vorrechnet, dass eigentlich nicht zwei, sondern vier Bankräuber unterwegs sind. Dambier, gespielt von Florian Jüchter, einem weiteren Neuling im Team, ist sich seiner kriminalistischen Fähigkeiten sicher und lässt sich von niemandem sagen, wie Verbrecher “wirklich” sind.
Thamm-Sohn Markus spielte den taubstumm spielenden Kumpanen von Maxime, Angelo, mit viel Witz und nicht nur wegen der Rolle weniger laut und schrill, und Kay Bienzeisler, der als Bankier Emile die doppelte Moral seiner Branche verkörperte, in dem er zum einen im Hinblick auf die Fehltritte seines Freundes als Tugendwächter auftritt, die Beute der Bankräuber aber gerne verzinsen würde…
Schliesslich ist da noch das jüngste Mitglied im Ensemble, Antje Sieglin. Sie spielt überzeugend und bewusst überzogen das Filmstarlet Vicky, die Freundin von Emile – langbeinig, miniberockt und natürlich blöd.

Elke Klarholz, die gemeinsam mit Michael Sobotzki die Komödie inszeniert hat, wollte mit einem kurzen Spiel vor Beginn des eigentlichen Stückes gegen die üblichen Klischees in Kriminalstücken angehen. Doch mit dem kaltblütigen, ständig mit der Pistole drohenden Bankräuber Maxime musste Per Krutke eben solche Rolle spielen, die selbst auf den schwarzen Dreitagebart nicht verzichtet.
Dass sich das Stück im zweiten etwas dahinschleppte, dass es Lampenfieber und den einen oder anderen Versprecher oder Hänger gab, das konnte der Zuschauer durchaus verkraften. fest steht, dass alle ihr Bestes gegeben haben, und dazu gehören auch Souffleuse, Bühnenbildner, Technik und Maske und all die dienstbaren Geister, ohne die ein Theater nicht funktioniert.
Es war ein unterhaltsamer Abend, keineswegs aber “Ein gemütliches Wochenende”.

BesetzungRolle
Günter ThammRaymond Villardier
Per KrutkeEmile
Karin PörtnerNoelle
Helene HorstmannNoelle’s Mutter
Florian JüchterPolizeiinspektor Dambier
Antje SieglinVicky
Daniela BarczakSuzanne
Elke KlarholzRaymond’s Freundin
Markus ThammAngelo